Dienstag, 21. April, 10–17 Uhr
Salle des Fêtes, Hôpital civil, 1 place de l’Hôpital, F-67000 Strasbourg.
Anmeldung und Information :
Thérèse Vicente : dhvs@unistra.fr / +33 (0)3 68 85 40 78
Mit dem Erfolg des Industrie-und Unternehmensfilms erfährt in den 60er Jahren auch der Medizinfilm eine intensive Entwicklung – dank der Beteiligung der pharmazeutischen Industrie an seiner Produktion und Distribution. Diese Beteiligung sollte unter anderem der universitären Ausbildung und der Weiterbildung von Ärzten dienen. Zugleich geht es aber auch darum, die Bekanntheit und das Prestige der eigenen Unternehmen und deren Marken zu steigern, indem diese mit den Filmen verknüpft werden.
Richtungsweisend für diese Entwicklung ist hier das Entstehen der Cinémathèque Sandoz/ Sandoz Film Library unter dem Einfluss der zwei auf einander folgenden Verantwortlichen Michel Breitman und Jean-Charles Gaspard. Als große Kinoliebhaber haben sie Produktionen initiiert, deren kinematografische Qualität und strikt experimentelle Herangehensweise weit über den klassischen Lehrfilm hinausgehen und bemerkenswert sind. Darunter Titel wie Aurélia von Anna d’Astrée (1964), der eine Adaption des Textes von Gérard de Nerval vornimmt, Images du monde visionnaire (1963), in dem Eric Duvivier von von Henri Michaux beeinflussten Erzählungen inspiriert wurde, oder aber L’ordre von Jean-Daniel Pollet und Maurice Born (1973), ein kämpferisches und experimentelles Werk, das der auf die Insel Spinalonga verlegten Leprakolonie und deren Betroffenen eine Stimme verleiht. Diese unterschiedlichen filmischen Versuche haben die Grenzen des Auftragfilms überschritten oder sie vielmehr im Medium Film ästhetisch nutzbar gemacht, indem sie Vorstellungen und Ideologien offenlegen, die sich an den Bereich der Pflege und der Gesundheitsforschung knüpfen. Es ist das intime Erlebnis der Krankheit, die Off-Stimme der Patient-Arzt-Beziehung, was diese Filme den Ärzten näher bringen wollen, die aufgerufen sind, sie gemeinsam zu entdecken und zu diskutieren.
Die Ambition, die diese Filme trägt, hat das Interesse von Filmtheoretikern und -historikern wie Gérard Leblanc geweckt, der ihre Produktion durch die Zeitschrift „Médecine/cinéma“ in enger Zusammenarbeit mit der Cinémathèque Sandoz begleitet hat. Im Laufe ihrer Ausgaben, durch die Anordnung der Anzeigen, der Kolumnen und Gespräche entfaltet sich eine kritische Perspektive, die von der pädagogischen Berufung des Medizinfilms und vom kreativen Potential, das er birgt, ausgeht.
Unser Workshop lädt dazu ein, das Abenteuer des pharmazeutischen Films, als eine Etappe des Medizinfilms, von seiner Entstehung bis zu seinem Verschwinden nachzuvollziehen. Dabei werden die Dynamiken, die die verschiedenen Akteure verbinden (Industrie, Cinémathèque, Produktionsgesellschaft, Universität), hervorgehoben und die Filme aufgezeigt, deren Produktion und Rezeption den Höhepunkt dieser Epoche darstellen. Als Hauptredner werden Gérard Leblanc und Vinzenz Hediger die Gelegenheit haben, die verschiedenen Ansätze mit ihrer Zeugenschaft und ihren Analysen zu bereichern.
10h00-10h30 Einleitung
Christian Bonah, Joël Danet, Alexandre Sumpf (Université de Strasbourg)
10h30-11h30 Das Kino der pharmazeutischen Industrie in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, 1950–1980
Gérard Leblanc (ENS Louis Lumière et Université Paris III)
11h30-11h45 Pause
11h45-12h45 Das Kino der pharmazeutischen Industrie in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, 1950–1980
Vinzenz Hediger (Goethe Universität Frankfurt)
12h45-14h Mittagessen
mit Gérard Leblanc, Vinzenz Hediger, Alexandre Sumpf, Florian Hoof, Laurent Husson, Laurent Garreau und Christian Bonah
14h00-14h45 Poussières de Georges Franju / Institut national de recherche sur la sécurité (1954)
14h45-15h30 Aurélia d’Anne d’Astrée / Sandoz (1964)
15h30-16h15 L'avenir d’Ada et Yves Rémy / Rhone Poulenc (1978)
16h15- 17h L’ordre de Jean-Daniel Pollet et Maurice Born/ Sandoz (1973)
Christian Bonah / Joël Danet, SAGE, UMR 7363, Université de Strasbourg
Alexandre Sumpf, ARCHE, EA 3400, Université de Strasbourg
Philipp Osten, Universität de Heidelberg